Schwarzatal & Talsperre Leibis-Lichte

In unserem ersten Video geht es auf eine anspruchsvolle Tagestour von Ilmenau startend Richtung Bad Blankenburg, von wo aus wir durchs Schwarzatal bis zur zweitgrößten Staumauer Deutschlands und der Talsperre Leibis-Lichte fahren. Wir umrunden diese und fahren dann über zwei Bergetappen durch Katzhütte und Großbreitenbach wieder zurück.

Die Länge der Tour beträgt über 100km und richtet sich wegen der vielen Höhenmeter, der steilen Anstiege und der unbefestigten Wege an konditionell starke Radfahrende.

Rottenbach

Schwarzatal

Leibis-Lichte



Von Ilmenau bis zum Schwarzatal

 

Los geht es in der Universitätsstadt Ilmenau. Erst dem wunderbar ausgebauten Ilmtal-Radweg und dann dem Ilm-Rennsteig-Radweg folgend fahren wir bis Gehren. Hier durchqueren wir den Schlosspark und radeln an den Ruinen des ehemaligen Renaissanceschloss Gehren vorbei.


Jetzt geht es ab ins Grüne und wir können richtig durchatmen! Wir fahren über sonnige Felder, vorbei an kleinen Teichen und durch kühlende Wälder. 

Die dreieinhalb Kilometer nach Königssee rasen sich auf herrlich glatter Fahrbahn innerhalb weniger Minuten.

In dem Dorf mit dem wenig malerisch klingenden Namen Rottenbach legen wir einen Stopp ein, um den kleinen Bahnhofsladen zu besuchen, der eine große Auswahl an Lebensmitteln und Geschenken bereit hält. Im dazugehörigen Café werden Getränke, Kuchen und warmes Essen serviert, sogar vegane Alternativen stehen zur Auswahl.

Sehr praktisch für Reisende: hier befinden sich auch Schließfächer und Elektro-Ladestationen für E-Bikes.

Mit Blick auf die imposante Anlage der Burg Greifenstein erreichen wir bald Bad Blankenburg. Hier entwickelte der Thüringer Pädagoge Friedrich Fröbel das Konzept und den Begriff des Kindergartens, der seither Eingang in viele Sprachen fand.

Im Friedrich-Fröbel-Museum finden Ausstellungen und Seminare rund um den Kindergarten und zum Werk Fröbels statt.


Das Schwarzatal

 

Nun erreichen wir das grüne und wildromantische Schwarzatal, ein 53 km langes Kerbtal, das zu den ältesten Naturschutzgebieten Thüringens zählt. 

Der feine Schotter-Untergrund lässt sich wunderbar befahren. Zwischen den ehemaligen Schieferbrüchen und dem sprudelnden Gewässer hat sich eine außerordentlich variable Tier- und Pflanzenwelt angesiedelt. Hier finden sich eine große Vielfalt an Schmetterlingen, Feuersalamandern und Fledermäusen. Seltene Spezies wie das Bachneunauge und der Eisvogel fühlen sich hier wohl. Auf den Hängen wachsen geschützte wilde Orchideen und Nelken. 

Nur der Verkehrslärm der stark befahrenen Straße auf der anderen Seite der Schwarza trübt das idyllische Bild ein wenig.

Zahlreiche Rastplätze laden überall entlang des Tals zum entspannen und verweilen ein.

Eindrucksvoll über dem Tal der Schwarza erhebt sich die aus dem Mittelalter stammende Befestigungsanlage und das barocke Schloss Schwarzburg, der Stammsitz des gleichnamigen Adelsgeschlechts. Hier unterzeichnete Reichspräsident Friedrich Ebert im Jahr 1919 die Weimarer Verfassung.

Das Zeughaus beinhaltet eine der größten fürstlichen Waffensammlungen Europas.

 


Talsperre Leibis-Lichte und die zweithöchste Staumauer Deutschlands

 

Als die gigantische Staumauer der Talsperre Leibis-Lichte vor uns auftaucht, sind wir schwer beeindruckt. Leibes-Lichte ist die zweithöchste Talsperre Deutschlands und dient der Trinkwasserversorgung Thüringens. Wir wussten schon, dass der Wanderweg auf die Mauerkrone den Fußgänger schon ins Schwitzen bringt. Versuchen wollen wir es trotzdem, aber letztendlich erweist sich der grob steinige Weg aber doch als zu steil für unsere Fahrräder. Wir müssen einen Teil der Strecke schieben. Mit den Mountainbikes würden wir den Versuch aber noch einmal wagen!


Die Aussicht auf den Stausee ist beeindruckend. Auf dem Rundweg um das Gewässer lässt es sich auf den ersten Kilometern dank asphaltierter Fahrbahn sehr gut radeln. Nach einiger Zeit endet der Asphalt leider und weicht einem losen, teils schwierig zu befahrenden Untergrund. Der Stausee scheint mit jeder Kurve größer zu werden. Steigungen und Gefälle wechseln sich hier stetig ab: ein abwechslungsreicher Weg, aber durchaus anspruchsvoll. 

Die traumhafte Aussicht von der kleinen Holzhütte auf dem Schneidefelsen versprüht alpines Flair: von hier erscheint das geflutete Tal wie ein echter Bergsee.


Die steilste Dorfstraße Deutschlands und weiter bis Katzhütte

 

Wir verlassen nun das Gebiet der Talsperre. Nun heißt es, fünf Kilometer bergauf zu fahren um das Bergdorf Deesbach zu erreichen. Angekommen im Ort fallen uns beim Anblick der nächsten Steigung fast die Augen aus dem Kopf!

 

Später erfahren wir: das ist die steilste Dorfstraße Deutschlands, mit einer Steigung von 25%!

Wir entscheiden uns heute gegen diese Herausforderung, schließlich haben wir bereits 70 hügelige Kilometer in den Beinen und wollen noch genug Energie für unsere restliche Strecke übrig lassen.

Auf der Alternativroute nach Oberweisbach geht es ebenfalls ordentlich steil bergauf, aber fahren lässt es sich hier ohne Probleme, denn die Straße ist in gutem Zustand und für den motorisierten Verkehr gesperrt.

 

Nach den Anstrengungen der Bergetappen können wir uns nun darüber freuen, uns rollen zu lassen.

Wir durchqueren das Tal der weißen Schwarza, das als eines der schönsten Täler im Thüringer Wald gilt. Zur Zeit sieht es hier dank umfangreicher Baumfällungsarbeiten wenig idyllisch aus. 

 

Die Fällungen sind Teil eines umfangreichen Projektes zum Erhalt der ursprünglichen Lebensräume des Tals. Jahrhundertelang hatte sich in den durch Viehzucht bewirtschafteten Bergwiesen eine besondere Tier- und Pflanzenwelt angesiedelt. So sind die Heilpflanze Arnika und der Schwarzstorch hier zu Hause. Aufgrund der Beschattung durch die sich ausbreitenden Fichten ist dieser Lebensraum in Gefahr. 


In der schattigen Ortschaft Katzhütte befinden wir uns nun wieder auf niedrigen 420 Höhenmetern. Von hier aus besteht die Möglichkeit, mit der Schwarzatalbahn zurück nach Rottenbach zu fahren.

 

Bei uns wird es mal wieder Zeit für eine Pause….


Von Katzhütte über Großbreitenbach bis Ilmenau

 

Unsere Oberschenkel machen trotz der steilen Waldwege immer noch erstaunlich gut mit. 

Wir erreichen Großbreitenbach und freuen uns auf den folgenden Radweg: Die um 1880 erbaute Bahnstrecke von Großbreitenbach nach Ilmenau ist zu großen Teilen als Bahntrassenradweg ausgebaut. Auf dem Abschnitt zurück nach Gehren können wir uns bei einem seichten Gefälle von 3-5% entspannt herunter rollen lassen! 

Der restliche Weg bis Ilmenau stellt dank des tadellosen Radweges kein Problem dar.



Fazit

 

Nach über hundert Kilometern und 1600 überwundenen Höhenmetern sind wir gut erschöpft und überglücklich. Das war sicherlich eine der anstrengendsten Touren, die wir bisher zusammen gemeistert haben! Aber das freundliche Wetter, die herrliche Natur und das gute Konditionstaining zusammen bilden eine wunderbare und anspruchsvolle Tagestour.

 

In der Kategorie Landschaft vergeben wir 4,5 von 5 Punkte.

Die Strecke ist landschaftlich sehr abwechslungsreich, man fährt durch herrliche Wälder und häufig am Wasser entlang. Das Naturschutzgebiet Schwarzatal ist ein echtes Naturwunder und die Talsperre Leibis-Lichte mit dem Stausee ein Highlight, das sich lohnt.

 

In Puncto Kultur vergeben wir 2,5 von 5 Punkte.

Auf der Strecke befinden sich mehrere Burganlagen mit spannender Geschichte, sowie verschiedene Museen.

In vielen der größeren Ortschaften gesteht die Möglichkeit, in einem Café oder Restaurant einzukehren.

 

Die Kategorie Ausdauer erhält von uns ganze 5 von 5 Punkte.

Die lange Strecke in Verbindung mit den zahlreichen Höhenmetern, die es zu überwinden gilt, verlangt nach einer gut ausgeprägten Ausdauer auf dem Rad. 

 

Für den Punkt Technik vergeben wir 3 von 5 Punkte.

Zum Teil sind steile Anstiege auf schwierigem Untergrund wie Waldboden oder Schotter zu erradeln. Andere Teile der Strecke sind sehr leicht zu befahren. Mit unseren Tourenrädern sind wir größtenteils zurecht gekommen. Ein Gravel- oder Mountainbike wäre sicherlich die beste Wahl für diese Tour.

Wenn ihr Lust bekommen habt, die Strecke auch einmal zu fahren, dann findet ihr unten den Link zu den Tourdaten als GPX-Datei bei Komoot.

Unseren Startpunkt, den Bahnhof Ilmenau erreicht man mit dem Zug von Erfurt aus in etwa einer Stunde, das Fahrrad darf kostenfrei mitgenommen werden.

Als Alternative zu unserer gewählten Variante kann man die Radtour auch sehr gut vom Bahnhof Rottenbach starten und als Rundkurs fahren. Damit würde man auf 88 Kilometer und 1500 Höhenmeter kommen.